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"Das ist meine Welt. Performance." – Interview mit E-Commerce-Expertin Sabrina Kraft über Erfolg, LinkedIn und die Welt des Networking

14.11.2023.

"Das ist meine Welt. Performance." – Interview mit E-Commerce-Expertin Sabrina Kraft über Erfolg, LinkedIn und die Welt des Networking

Sabrina Kraft ist erfolgreiche Unternehmerin und Expertin für Online-Marketing. Als Marketing-Chefin war sie viele Jahre für namhafte Brands tätig. Vor einem Jahr hat sie sich selbstständig gemacht. Ihr Steckenpferd ist der E-Commerce und das Skalieren von Online-Unternehmen. Ihr ist es innerhalb kürzester Zeit gelungen, auf LinkedIn eine Marke aufzubauen – ihre eigene. Im Interview mit dem DDV spricht sie über  über Erfolg, LinkedIn und die Bedeutung von Networking..

DDV: Liebe Sabrina, Du bist seit 15 Jahren im E-Commerce erfolgreich – was reizt Dich an dem Thema?

Als ich 2008 gestartet bin, haben wir noch viel über „Geschmack“ diskutiert. Das klingt komisch, aber im Marketing wollen viele Menschen mitreden. Da ging es darum, ob der Flyer jetzt mit Bild A oder B rausgeht. Wenn man 10 Leute gefragt hat, hatte man 10 Antworten. Im E-Commerce ist das anders: Egal ob Onsite, Social Media oder andere Marketing-Kanäle – alles ist auswertbar. Es geht nicht mehr um Geschmack, sondern darum, was Kunden besser annehmen. Das ist meine Welt. Performance. So bin ich zum E-Commerce gekommen und für immer geblieben.

DDV: Was treibt Dich an?

Heute ist Zeit meine Motivation. Ich kaufe heute ein Buch in unter 30 Sekunden. Offline würde mich das viele Stunden kosten. Davon profitiert insbesondere mein 8-jähriger Sohn. Und gleichzeitig spare ich Unternehmen Zeit, weil sie die Fehler, die ich in 15 Jahren gemacht habe, nicht selbst machen müssen. Geld kann man immer zurückholen. Zeit niemals.

DDV: Was macht Dich als „Einzelkämpferin“ besser?

Ich bin  wesentlich effektiver, weil ich in durch den Einblick in viele Unternehmen die Marktzusammenhänge  deutlich besser querprüfen kann. Ich habe beispielsweise ein eigenes Tool entwickelt, dass mir in wenigen Minuten ein komplett transparentes Bild über den Kunden, seine Wettbewerber und die potenziellen Hebel verschafft – es zeigt also, durch welche Maßnahmen das Unternehmen profitabel wachsen kann.

DDV: Das heißt, Du arbeitest allein?

Nein, ich habe mir ein Netzwerk aus den besten Experten der einzelnen Fachbereiche aufgebaut, die professionell umsetzen, was in der Strategie verankert wird. Die Besten lassen sich nicht anstellen. Und nicht zu vergessen: Ich habe zwei brutale Mentoren, die mich jeden Tag besser machen.

DDV: Wer sind die und wie hast Du sie gefunden?

Es sind Menschen, die ich schon sehr lange kenne, denen ich vertraue und die schon erreicht haben, wo ich hinwill. Sie stammen aus meinem Netzwerk. Mentoren findet man aber auch in Verbänden wie eurem. Netzwerk ist alles.

DDV: Kommen wir auf Dein Lieblingsthema: Wie hast Du LinkedIn als Vertriebsmaschine entdeckt?

Ich wollte mich nicht damit abfinden, dass Unternehmen mehrere Millionen an Google für Ads überweisen. Ich dachte, die Reichweite müsste man auch organisch erreichen können. Deshalb habe ich drei Monate lang sechs Social Media Algorithmen getestet.

DDV: Was hast Du genau gemacht?

Ich habe jeden einzelnen Tag und manchmal auch nachts ein Reel oder Video auf Instagram, TikTok, Facebook, Pinterest und einen Beitrag auf Xing und LinkedIn veröffentlicht. Getestet wurden Hashtags, Tageszeiten, Contentart, Contentlänge, Visuals, Verlinkungen usw.

DDV: Und, was hast Du herausgefunden?

Ich habe herausgefunden, dass LinkedIn - wie ich es nenne - der „fairste“ Algorithmus ist und zudem am besten konvertiert, also Umsatz generiert.

Dazu kommt, dass man immer nur einen Klick von relevanten Entscheidern entfernt ist. Ich bin mit der Telefonzelle aufgewachsen. Damals konnte man den Vorstand eines Unternehmens nicht anrufen. Jetzt kann ich direkt Kontakt aufnehmen.

DDV: Was muss ich wissen, wenn ich mit LinkedIn „durchstarten“ möchte?

  • Das Ziel entscheidet über die Strategie. Möchte ich qualifizierte Anfragen für mein Business, sollte man sich auf SEIN Thema fokussieren. Möchte ich einfach nur Reichweite haben, sollte man emotionale Trendthemen aufgreifen.
  • Die meisten Menschen scheitern am ersten Post, weil sie zu perfekt sein wollen und gar nicht anfangen oder unterschätzen regelmäßiges Posten.
  • Menschen kaufen von Menschen. Entsprechend macht es mehr Sinn den persönlichen Account zu promoten als den Unternehmensaccount.
  • LinkedIn ist keine Plattform für Pressemitteilungen oder Werbung. Mehrwert zu liefern, sollte das Ziel sein. Für mich persönlich ist es grauenhaft zu lesen, wer gerade im Urlaub ist, oder mit wem jemand Kaffeetrinken war…
  • Ein gut aufgesetzter Account ist entscheidend für den Erfolg. Ich sage immer TikTok hat uns kaputt gemacht. Wir haben nur noch 0,4 Sekunden Zeit, die Menschen von uns zu überzeugen, danach „swipen“ die Menschen weiter. Entsprechend ist ein gutes Banner und ein gepflegtes Profil ein „MUST HAVE“.

DDV: Wie viel Zeit investierst Du auf LinkedIn?

60 Minuten am Tag sicherlich.

DDV: Was zeichnet ein erfolgreiches Posting aus?

Viel Reichweite erzielt man durch emotionale Themen. Erfolgreiche Postings sind zeitlich punktgenau veröffentlicht, zeigen ein Problem und eine Lösung auf, sind kontrovers und haben einen guten Hook (Einstieg).

DDV: Warum ist die erste Sekunde beim Leser so wichtig?

Die Menschen lesen oft nur den ersten Satz, schauen sich das Bild an und entscheiden dann, ob sie den ganzen Beitrag lesen. LinkedIn belohnt Beiträge mit Reichweite, wenn diese dafür sorgen, dass viele Menschen viel Zeit auf LinkedIn verbringen. Entsprechend gilt, je länger Menschen den Beitrag lesen, desto relevanter wird er von LinkedIn eingestuft und desto öfter wird er wiederum ausgespielt.

DDV: Was hat das mit „Mobile First“ zu tun?

Alle Social-Media-Kanäle aber auch Shops haben heutzutage mehr Einstiege über das Mobiltelefon, als über den Desktop. Entsprechend sollten die Inhalte mobil gut erfassbar sein. Bei LinkedIn insbesondere der Banner oben.

DDV: Was sollte ich auf keinen Fall tun?

Nach extern verlinken. LinkedIn möchte verständlicherweise nicht, dass man Menschen von der Plattform wegleitet. Sie verdienen Geld damit, dass Menschen AUF LinkedIn sind. Wenn man einen Link zu seiner Website setzen möchte, dann im ersten Kommentar.

Hinsichtlich des Contents gibt es zahlreiche No-Gos, aber ich denke das wird schon sehr ausführlich diskutiert.

DDV: Linkedin wird immer mehr zum Recruiting-Instrument . Woran liegt das? Und wie kann mein Unternehmen davon profitieren?

Gute Mitarbeiter wollen unter einem guten Leader arbeiten. Die Zeit, in der Mitarbeiter nur auf die Unternehmensmarke schauen, ist vorbei. Wie weiß ein Bewerber, ob er also von seinem Vorgesetzen was lernen kann? Indem man es auf LinkedIn kommuniziert. Entsprechend sollten sich Führungskräfte auf LinkedIn positionieren.

Dazu kommt, dass jede siebte Position über LinkedIn vergeben wird. HR und Recruiter sehen auf LinkedIn transparent, welche potenziellen Fach- und Führungskräfte am Markt vorhanden sind, wie derjenige vernetzt ist, welche Veranstaltungen er besucht usw.

DDV: Kein guter Business-Case ohne LinkedIn-Strategie??

Für Unternehmen wird es zunehmend schwerer gute Mitarbeiter zu finden. LinkedIn verschenkt kostenlos Reichweite, die man als Arbeitgeber nutzen darf und auch nutzen sollte.

DDV: In Deinem DDV-Webcast hast Du besonders Wert auf eine sorgfältige Wettbewerber-Analyse gelegt. Warum ist das so wichtig?

Ich habe den Anspruch meinen Kunden einen Wettbewerbsvorteil zu verschaffen. Entsprechend muss ich den Wettbewerb auch kennen. Den meines Kunden und natürlich auch meinen. Nur die Transparenz gibt die Möglichkeit, gezielt zu Handeln. Und nur so wird man Marktführer.

DDV: Was muss ich tun, um „Germany’s Most Influential Marketing Leader to Watch Out“ zu werden?

Ich habe 2012 bereits einen Online-Shop mit Live-Videoberatung eingeführt. Damals mit Film- und Fernsehtechnik. Das Ziel war E-Bikes an die Zielgruppe 60 + zu verkaufen. Das heißt, es war ein Experiment aus drei Unbekannten: Neues Technikkonzept, neues innovatives Produkt am Markt und keine online-affine Zielgruppe. Derartige Experimente ziehen sich seitdem durch meinen Lebenslauf. Das war wahrscheinlich der Punkt, warum ich neben - aus meiner Sicht sehr bekannten Persönlichkeiten, unter anderem von BMW - da „aufgepoppt“ bin.

DDV: Ohne einen guten Riecher für Branchen-Trends geht es nicht. Wie informierst Du Dich?

Ich suche nach Lösungen. Wenn ich eine Aufgabe bekomme, versuche ich, für alle eine win-win Situation zu erschaffen. Das heißt, ich recherchiere sehr gezielt und stoße aufgrund der Komplexität der Themen dann meist auf Tools oder Techniken out of the Box. Entscheidend für mich ist aber immer der Proof-of-concept. Ich teste erst im Kleinen und skaliere dann. Und auch wichtig ist für mich: Ich spreche nur über Dinge, die ich selbst getestet habe.

DDV: Was rätst Du jungen Menschen, die im Marketing arbeiten möchten?

Zu mir hat mal jemand gesagt, wenn du dich 5 Jahre einer einzigen Sache verschreibst, jeden Tag daran arbeitest und versuchst, alles Wissen, dass es da draußen zu diesem Thema gibt, „aufzusaugen“, wirst Du die Beste sein. Das rate ich jungen Menschen. Ich denke nicht, dass es ein Vorteil ist, nach dem Studium in ein Unternehmen zu gehen. Selbst eines zu gründen, schnell zu scheitern und dadurch schnell zu wachsen ist etwas, dass ich gerne früher gewusst hätte.

Entsprechend gibt es keine typische Ausbildung für Marketing. Es wäre viel zu breit gedacht. Das macht aus meiner Sicht nur Sinn, wenn man nicht genau weiß, welcher Bereich im Marketing der richtige ist.

Alle Berufe sind „People-Business“. Deshalb wäre mein zweiter Tipp: Lerne Dich selbst zu verstehen, dann verstehst Du die Menschen, und dann ist es egal was Du machst. Nicht jeder Mensch, Kunde, Mitarbeiter, Freund passt zu Dir. Wenn Du weißt, wer passt, wirst Du immer erfolgreich sein.

Und mein dritter Ratschlag wäre definitiv: Mach es nicht allein. Hol Dir einen Mentor, Coach oder Berater, der Dich jedes Mal wieder „aufsammelt“, wenn Du gestürzt bist.

DDV: Blicken wir etwas in die Zukunft. Aktuell ist KI in aller Munde. Auch vorher schon zeichneten sich durch die Nutzung von „Marketing Automation“ neue Trends ab. Was kommt da auf uns zu?

Ich sehe KI allgemein als notwendig, um den Fachkräftemangel zu kompensieren. Marketing Automation Tools gibt es schon sehr lange, aber ich gehe davon aus, dass sie durch KI noch besser werden. Mein eigenes Tool nutzt auch KI. Ich denke persönlich, dass KI uns bereichert, Zeit spart. Ich kenne niemanden, der sich deshalb Sorgen macht.

DDV: Warum sollte ich mich schon jetzt mit möglichen Konsequenzen beschäftigen und mein Businessmodell auf seine Zukunftsfähigkeit hin kritisch hinterfragen?

Es ist laufend notwendig, sein Business Modell zu hinterfragen. Im besten Fall lässt es sich durch KI erweitern, besser machen, weiterentwickeln oder effektiver gestalten. Ich habe im Laufe meiner Karriere viel Zeit mit Trend- und Zukunftsforschung verbracht. Was 2008 unvorstellbar war, ist heute Wirklichkeit. Wir unterschätzen oftmals die Entwicklung von Technologien und mögliche Zukunftsszenarien. Deshalb kann ich nur jedem raten, sein Business Modell laufend zu hinterfragen, Szenarien aufzustellen und demnach seine Angebote und Produkte auszurichten.

DDV: Kommen wir auf ein weiteres Trend-Thema, das eng mit „Social Media Marketing“ verknüpft ist, das „Corporate Influencer Marketing“? Warum ist das Thema wichtig?

Aus der Unternehmerbrille heraus ist es einfach kostenlose Reichweite für das Unternehmen. Unbezahlbar, wenn Menschen sich mit einem Unternehmen so identifizieren, dass sie ihr Gesicht für immer mit dem Unternehmen verbinden. Das Netz vergisst bekanntermaßen nichts.

DDV: Warum sollten sich Unternehmen dem Thema annehmen und eigene Strategien entwickeln? Wie wichtig sind dabei die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter?

Wenn zum Beispiel 60.000 Mitarbeiter in LinkedIn jede Woche zwei professionelle Posts über ihre Arbeit posten würden, wäre das eine gigantische Sichtbarkeit und auch ein gigantischer Werbewert. Unbezahlbar, wenn sie die Reichweite über Google oder Social Media Ads einkaufen müssten.

DDV: Letzte Frage: Vom C-Level zur Unternehmerin – wo willst Du noch hin?

Ich lasse mich gerade zur professionellen Speakerin ausbilden. Ich möchte die Beste im Bereich E-Commerce werden, aber vor allem möchte ich etwas beitragen, um die deutsche Wirtschaft voranzubringen. Wir müssen im Vergleich zu anderen Ländern wieder einiges aufholen. Dazu braucht man Reichweite und muss Menschen mitnehmen können. Wenn Sie eine professionelle Speakerin brauchen: Ich stehe gerne zur Verfügung.

DDV: Vielen Dank, liebe Sabrina, für das interessante Gespräch!

Das Interview führte Franz Peter Altemeier, DDV.

LinkedIn kann ein leistungsstarkes Instrument für berufliches Networking und B2B-Marketing sein, wenn es richtig eingesetzt wird. Wenn Sie diese Grundlagen berücksichtigen und Ihre Strategie entsprechend anpassen, können Sie Ihre Ziele auf LinkedIn effektiv erreichen. Dazu hat Sabrina Kraft im DDV vorgetragen. Sie finden die Aufzeichnung und ein Handout hier.

Am 23. November 2023 spricht Sabrina Kraft gemeinsam mit anderen TOP-LinkedIn-Influencern über mehr Erfolg durch Corporate Influencer Marketing. Melden Sie sich jetzt kostenfrei hier an.

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